Schwangerenvorsorge in unserer Praxis

Ziel der ärztlichen Vorsorge in unserer Praxis ist die Begleitung der schwangeren Frau vom ersten positiven Schwangerschaftstest bis zum Beginn der Geburt. Vorrangig ist die frühestmögliche Erkennung von Risiken und Komplikationen und deren Behandlung nach den geltenden Mutterschaftsrichtlinien Wir betreuen neben normal verlaufenden Schwangerschaften also auch Risikoschwangerschaften (z.B. Zwillinge, Gestose, Diabetes).

+++ Eine Schwangerschaft ist geplant, wie kann ich mich darauf vorbereiten?
- Rauchen aufhören
- ggf. weniger Alkoholkonsum
- gesunde Ernährung
- ggf. Gewichtsreduktion (bei übergewichtigen Frauen finden wir häufiger einen Gestationsdiabetes)
- Zufuhr des Vitamins Folsäure, 800 Mikrogramm täglich, am besten in Form eines geeigneten Multivitaminpräparates. Bei genügender Folsäureversorgung findet man seltener die Missbildung " offener Rücken" = Spina bifida.

+++ Ich bin schwanger geworden ?
Ein Urintest wird nach erfolgreicher Befruchtung ca. einen Tag nach Ausbleiben der Regelblutung positiv (Einen Urintest können Sie in der Apotheke kaufen, in unserer Praxis wird er als IGEL-Leistung inclusive Beratung für Eur 10.- durchgeführt). Typische Symptome einer Frühschwangerschaft sind Brustschmerzen, Müdigkeit, Kreislaufbeschwerden. Die morgendliche Übelkeit tritt meist erst einige Wochen später auf. +++ Der günstigste Zeitpunkt für eine erste Untersuchung beim Frauenarzt: ca. 7 bis 8 Wochen nach dem 1. Tag der letzten Regelblutung. Dann lässt sich bei einer intakten SS bei der Ultraschalluntersuchung in einer Fruchthöhle meist schon ein Embryo erkennen (der Herzschlag ist sichtbar). Daraufhin erfolgt eine Blutentnahme: Blutgruppe, Varizellentiter, Röteln-Titer bei fehlenden Impfungen, ein Suchtest für irreguläre Antikörper im Blut, Syphilis, AIDS-Test (dieser wird durch den Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen empfohlen und sollte auch durchgeführt werden). Nicht zum " Kassenscreening" gehört ein Test auf Toxoplasmose. T. ist eine Erkrankung, die ab dem 2. SS-Drittel dem Kind gefährlich werden könnte. Übertragen wird T. durch Katzen ( läuft Ihre Katze auch außer Haus herum, so sollte das Katzenklo jemand anderes säubern) weiter durch rohes (Rind-) Fleisch. Daher gilt generell in der SS: Kein rohes oder unzureichend gebratenes Fleisch, keine rohe Milch vom Bauern. Bei pos. Toxoplasmosetiter ist eine früher durchgemachte Infektion wahrscheinlich und es besteht auch Schutz in der SS. ( Die Toxoplasmoseuntersuchung ist IGEL-Leistung s.dort. Die Laborkosten betragen ca. Euro 15,- bis 25,-. +++ Ca. 3 Wochen nach der " Feststellung der SS" wird beim Folgetermin der Mutterpass angelegt: Dabei wird ausführlich über Problematiken, Verhalten in der SS gesprochen und Sie haben Zeit viele Fragen zu stellen (allgemein gilt: Bei Komplikationen, Unsicherheiten, Sorgen im SS-Verlauf sollen Sie sich auch jederzeit zwischen den vorgegebenen Terminen melden, in dringenden Fällen z.B. abends oder am Wochenende versuchen Sie mich unter meiner Privat-Nr. 02248/2881 zu erreichen). Regelmäßig werden folgende Messungen durchgeführt: Kindslage, kindl. Herzaktionen vorhanden? Kindsbewegungen ? (Bei der ersten SS werden Kindsbewegungen meist um die 20. Schwangerschaftswoche wahrgenommen, bei Folge-SS meist schon früher). ödemneigung ? Krampfadern ? (ggf. müssen Stützstrümpfe verordnet werden), Körpergewicht ? (Die ideale Gewichtszunahme beträgt nur 10-12 kg insgesamt ! Vgl. auch: Ernährung in der SS), Blutdruckmessung, Urinuntersuchung auf Eiweiß, Zucker, Nitrit und Blut. Nach Bedarf erfolgt eine vaginale Untersuchung zur Überprüfung, ob der Muttermund geschlossen ist, ob eine Frühgeburt droht und ggf. eine Messung der Gebärmutterhalslänge per Vaginalultraschall (diese ist wesentlich genauer als die Tastuntersuchung). Großen Wert legen wir auf die regelmäßige Messung des vaginalen ph-Wertes ( dieser muß im sauren Bereich liegen, am besten bei ph= 4,0) und auf die Kontrolle auf pathologische Bakterien.Eine bakterielle Infektion der Scheide kann zu vorzeitigen Wehen, Blasensprüngen und damit zu Frühgeburten führen. Bei der Erstuntersuchung ist eine Kontrolle auf eine Chlamydieninfektion obligatorisch. In den ersten 2 Dritteln der SS erfolgen die Vorsorgeuntersuchungen im 4-Wochen- Abstand (ein komplikationsloser Verlauf vorausgesetzt). Im letzten Drittel verkürzen wir den Abstand auf 2 Wochen. Nach Bedarf sind noch engere Untersuchungsintervalle vonnöten v.a. soll ein mögliches vorzeitiges Versagen des Mutterkuchens ( Plazenta) rechtzeitig erkannt werden. Zur Diagnostik gehört dabei vor allem das CTG=Cardiotocogramm. Mit diesem Gerät wird eine vorzeitige Wehenbereitschaft erkannt und auf dem Papierstreifen dokumentiert. Bei der Aufzeichnung der kindl. Herzfrequenz läßt sich oft ein beginnendes Versagen der Plazenta verbunden mit Sauerstoffmangel für das Kind erkennen. Weitergehende Untersuchungen wie z.B. Dopplersonographie, stationäre Überwachung werden dann ggf. veranlasst (als Konsequenz aus einer " Plazentainsuffizienz" muss ggf. die Geburt vorzeitig eingeleitet werden bzw. ein Kaiserschnitt durchgeführt werden). Wichtig: Sollten Sie im letzten Drittel der SS länger als einen Tag keine Kindsbewegungen verspüren, bzw. nehmen diese deutlich ab, so suchen Sie unbedingt unsere Praxis bzw. am Wochenende einen Kreißsaal auf ! Ein wichtiges Standbein in der SS-Vorsorge ist die Ultraschalldiagnostik

Bei komplikationslosem Verlauf der SS sind vom Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen 3 Untersuchungen vorgesehen: 1. ca. in der 10.SSW (Schwangerschaftswoche) zum Nachweis des Embryo (Zwillinge?), korrekter Sitz der SS in der Gebärmutter (oder etwa eine Eileiterschwangerschaft ?), Herzaktion positiv ?, Überprüfung des errechneten SS.Alters anhand der Größe des Kindes. 2. Ca. in der 20.SSW Hier wird anhand verschiedener Parameter das Wachstum des Feten kontrolliert. Es erfolgt eine ausführliche Untersuchung des Feten auf Mißbildungen. (Bei unklaren Befunden bzw. bei Mißbildungen früherer Schwangerschaften erfolgt eine Überweisung in ein spezielles Ultraschallzentrum). 3. Ca. in der 30.SSW Es erfolgt eine Lagekontrolle, Struktur und Sitz des Mutterkuchens und das zeitgerechte Wachstum des Feten werden überprüft. Zusätzliche Ultraschalluntersuchungen werden oft gewünscht und sind z.T. auch durchaus sinnvoll (z.B. in der 35. - 36. SSW), dürfen aber nicht über die Gesetzliche Krankenkasse (GKV) abgerechnet werden und sind somit IGEL-Leistungen. Wir berechnen je nach Aufwand Eur 18,- bis 38,- pro Untersuchung. Falls Sie eine solche zusätzliche Untersuchung wünschen, teilen Sie dies uns bitte an der Anmeldung mit. Noch einige Worte zur Pränatalen Diagnostik von Chromosomenanomalien:
Viele Schwangere machen sich Gedanken ob ihr Kind "chromosomal" gesund ist, ob es nicht z.B. "mongoloid" ist (Morbus Down"). Das Risiko dafür steigt bekanntlich mit dem Alter der Schwangeren: Bei 30-jährigen ca. 1 : 1000, 35 J. ca. 1 : 330, 40 J. ca. 1 : 100. Die gängigste Methode dies genau herauszufinden war bisher die Amniozentese (AC).
Die Fruchthöhle wird unter Ultraschallsicht anpunktiert und Fruchtwasser zur Chromosomenbestimmung entnommen. Zeitpunkt der AC ist ca die 16. SSW. Das Ergebnis liegt ca. in der 19. SSW vor. Das Risiko, die SS durch den Eingriff zu verlieren, liegt bei ca. 1: 150, weshalb viele Schwangere die Untersuchung scheuen. Eine Entscheidungshilfe kann die Messung der fetalen Nackenfalte sein. Ist diese über die Norm verdickt, so ist eine Chromosomenanomalie wahrscheinlicher. Auf die ebenfalls mögliche Chorionzottenbiopsie, die zwar etwas früher durchgeführt werden kann, aber eine etwas höhere Komplikationsrate hat, gehe ich hier nicht ausführlich ein. (Einzelheiten zur Möglichkeit der Pränataldiagnostik erfahren sie bei mir in der Praxis). Die Nackenfaltenmessung ist IGEL-Leistung, die Amniozentese wird von der Kasse übernommen. Eine neue Methode steht seit einiger Zeit zur Verfügung: Aus dem mütterlichen Blut können fetale Chromosomenteilegewonnen werden und auf Chromosomenstörungen untersucht werden mit einer Genauigkeit von ca 99%. Die Kosten dafür kiegen derzeit bei ca. 300 Euro. Grundsatz: Pränatale Diagnostik zum Ausschluß eines M. Down ist kein "Muß".Viele Schwangere würden wegen dieser Chromosomenstörung keine Beendigung der SS vornehmen lassen. Auch ein "mongoloides" Kind kann ein erfülltes Leben haben und ist oft eine Bereicherung für die Familie, denn eine Last ! Hier noch einige Tipps zur Ernährung in der Schwangerschaft: Hauptziel ist sicher die Vermeidung eines Diabetes in der SS (Gestationsdiabetes) , der auch in einen endgültigen Diabetes nach der SS übergehen kann ! Kinder von Müttern mit (oft unentdecktem) Gestationsdiabetes sind oft überaus schwer, unreifer, krankheitsanfälliger, Mißbildungen treten häufiger auf. Die SS verläuft meist komplikationsreicher. Die Gesamtkalorienzufuhr sollte in der SS nicht wesentlich gesteigert werden (nicht " für zwei" essen). Fetthaltige Nahrung sollte zugunsten proteinreicher Ernährung ersetzt werden. Bei der Auswahl kohlenhydrathaltiger Nahrungsmittel ist folgendes zu beachten:

+++Geeignet: Vollkornbrot u.-brötchen o. Getreideprodukte, Salate, Gemüse, Obst (außer Weintrauben), Milchprodukte; in Maßen: Kartoffeln, Reis, Nudeln.

+++ Ungeeignet: Süßigkeiten, Kuchen, Honig, Marmelade, Säfte, Limonaden, Trockenobst (z.B. Rosinen)

+++Lebensmittel ohne anrechenbare Kohlehydrate (geeignet): Kräuter, Gewürze, Essig, Senf, öl, Quark, Käse, Eier, Fisch, Fleisch, Wurst (Fettgehalt beachten !) Getränke: Kaffee, Tee, Mineralwasser.

Der Gestationsdiabetes ist leider die am häufigsten unentdeckte SS-Komplikation: Die Entdeckungsrate beträgt bundesweit deutlich unter 10% ! Die Mutterschaftsrichtlinien gaben bisher als einzige Screeningmethode auf Diabetes die Zuckerkontrolle des Urins vor, die aber als viel zu ungenau gilt und die meisten Diabetesfälle unentdeckt lässt. Auf Anraten der Diabetesexpertin Fr. Dr. Sorge (Bonn) haben wir schon 2002in unserer Praxis einen Diabetessuchtest eingeführt, der zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt wird: Es müssen 75 g Glucose in 300ml Flüssigkeit eingenommen werden. Nach 1 Stunde wird eine Blutzuckermessung durchgeführt: Ist ein bestimmter Grenzwert überschritten, werden weitere diagnostische und therapeutische Maßnahmen notwendig. Wir unterstützen seit längerem die Aufnahme dieses Tests in die Mutterschaftsrichtlinien. Neu seit 2012: Der Diabetestest wurde (in modifizierter Form) in die SS-Richtlinien aufgenommen!! Ein Erfolg unserer steten Bemühungen zur Verbesserung der SS-Vorsorge.

Noch einige Tipps: Sport:ja, fast alles kann bei komplikationslosem Verlauf weiterhin betrieben werden, aber nie bis an die Belastungsgrenze gehen ( minus 10 % !). Sauna:ja, aber: nicht so lange, nicht so heiß ! Sonnenbank:ja, max. 15 min./ Woche Medikamente:die meisten ja, aber vor Anwendung immer Rücksprache bei uns ! Empfehlung: Besuchen Sie einen Schwangerschaftsvorbereitungskursus (Adressen erfahren Sie bei uns) und nehmen Sie an einer Kreißsaalführung teil ! Besuchen Sie einen Schwimmkurs für Schwangere ! Viele Schwangere bekommen durch die "veränderte Anatomie" Rückenbeschwerden. Übungen im Wasser wirken prophylaktisch und therapeutisch (z.B. Schwimmen für Schwangere im Hennefer Turnverein, Frau Steier).

Rufnummern von Kreissälen der umgebenden Krankenhäuser:
Krankenhaus Troisdorf: 02241/801856
Krankenhaus Sieglar: 02241/ 488246
Krankenhaus Bad Honnef: 02224/ 772109


Ich hoffe, dass ich viele Fragen, die Sie in der Schwangerschaft beschäftigen, hier schon beantworten konnte. Notieren Sie alles, was noch unklar blieb und fragen Sie danach in unserer Schwangerensprechstunde. So wünscht unser Praxisteam nicht nur einen sicheren, sondern auch einen schönen Schwangerschaftsverlauf.